Ablauf eines tanggbain-Opfers

 

Da nach meiner Kenntnis bisher für Nordghana und angrenzende Gebiete noch kaum Opfer an Erdheiligtümer in allen einzelnen Phasen beschrieben worden sind1, sollen die Teilhandlungen, wie sie bei einem Opfer an das tanggbain Pung Muning am Abhang eines gleichnamigen Hügels in Wiaga-Badomsa stattfinden, aufgelistet werden. Die Atmosphäre während eines Opfers ist keineswegs immer feierlich oder esoterisch-geheimnisvoll. Es wird auch viel gelacht. Die Bewegungen des sterbenden Huhns in einem Orakel, bei dem sich entscheidet, ob Pung Muning das Opfer annimmt, werden mit lustigen Bemerkungen, sogar in englischer Sprache (“Bye-bye”) kommentiert. Fotografieren war für alle Teilhandlungen erlaubt. Wenn mir kein persönlicher Helfer zur Verfügung stand, bediente der das Opfer leitende Erdherr Anamogsi selbst mein Tonbandgerät.

In Hinblick auf die am Opfer beteiligten Personen bedarf es noch einiger terminologischer Klärungen. Die Akteure habe ich hier mit Bezeichnungen belegt, wie sie dem deutschen Sprachgebrauch oder der Anwendung in der ethnographischen Literatur entsprechen (z.B. Goody 1962: 395). Eine Anwendung nach emischen Gesichtspunkten könnte den Leser leicht verwirren.

• Die meistens jüngere männliche Person (hier immer ein Sohn des Erdherrn Anamogsi), die die Libationen schüttet und Tiere über den Opfersteinen schächtet, habe ich „Opferer” (i.e.S.) genannt. Die Bulsa nennen sie nyiam-tieroa, d.h. ‘(Hirse-) Wasser Geber’ oder kaa(b)roa (Opferer), eine Bezeichnung, die auch für den Donor verwandt werden kann.

• Der Erdherr selbst (Anamogsi) übt die uneingeschränkte Leitung des rituellen Ablaufs aus. Er spricht alle Gebete, nimmt Opfergaben an und verteilt später das Fleisch. Ich gebrauche für ihn in dieser Eigenschaft den Begriff Offiziant, in Buli heißt er bogluk porundoa2 (porodoa) oder kpagi (Person größter Seniorität, Leiter). Die Bezeichnung kpagi kann für Anamogsi nicht verwendet werden, da er die Leitung nur für seinen verstorbenen Vater ausübt, dem allein dieser Titel kpagi zukommt.

• Den mitunter von einem anderen Gehöft kommenden Gast, der dem tanggbain opfern lassen will und hierfür auch alle Gaben stellt, habe ich Donor genannt. Die Buli Bezeichnung kaabroa (Opferer) kann leicht Verwirrung stiften, denn nach emischem Vokabular können selbstverständlich auch Frauen und Fremde einem tanggbain „opfern” (kaabi), wenn sie auch nie ein Tier selbst über den Opfersteinen töten dürfen.

• Für nichtbeteiligte Gäste benutzen die Bulsa zwei verschiedene Bezeichnungen: 1. Die maa-maaroba (Pl., Verb: maari, ‘helfen’) gehören von Anfang an zur Opfergruppe und sind über Sinn und Zweck des Opfers informiert. Hierzu gehörte auch der teilnehmende Ethnologe. 2. Die wom-deba (wom, ‘hören’, de, ‘essen, teilnehmen’) stoßen zufällig zur Opfergruppe, etwa weil sie einem der aktiven Teilnehmer gerade einen Besuch abstatten wollten. Ihr Eintreffen, auch bei bereits begonnenen Opferhandlungen, wird nicht als Störung empfunden. Vielmehr glaubt man, dass das tanggbain (oder ein Ahne) den Außenstehenden als Teilnehmer gewünscht hat. Selbst ein Europäer, der während einer Ritualhandlung zu einer für ihn fremden Opfergruppe stößt, wird gewöhnlich herzlich dort aufgenommen und bekommt einen unverhältnismäßig großen Anteil des Opfertiers.

Sitzung mit dem Wahrsager

Akanming (1)

Die folgende Aufstellung ist eine Maximal-Abstraktion aus 33 Pung-Muning-Opfern, an denen ich selbst teilnehmen konnte. Nur selten besteht ein Opfer aus allen hier aufgeführten Komponenten, obwohl dieses durchaus vorkommen kann. Die Tabelle beruht auf eigenen Beobachtungen und wurde durch Informationen des Erdherrn Anamogsi, seiner Söhne sowie meiner Assistenten Yaw (Enkel Anamogsis), Danlardy (Badomsa) und anderer ergänzt.

 

1. Nach mitunter mehreren Konsultationen bei Wahrsagern (baanoba, Sing. baano), in denen die Forderungen des tanggbain und Einzelheiten der rituellen Performanz offenbar werden, kommen Vertreter der opferbereiten Familie nach Anyenangdu Yeri. Im kusung (Versammlungsort mit Schattendach vor dem Gehöft) erörtert man die Art der Opfergaben, den Grund und den vorgesehenen Tag und Zeitpunkt für das Opfer. Einen Tag vor dem Ritualereignis wird mitunter schon

Information an die Ahnen im Ahnenraum von Asik Yeri (2)

 ein großes Opfertier gebracht, das man für die folgende Nacht an einen Pfosten des kusung-Schattendaches festbindet. Andere Opfergaben überreicht der Donor dem Offizianten erst kurz bevor die Gesamtgruppe zum tanggbain zieht, aber immer noch vor dem Gehöft Anyenangdu Yeri.

2. Am Opfertag geht der Erdherr Anamogsi zum Ahnenraum (dalong) des Gehöftes, in dem sich die Seele (chiik) seines verstorbenen Vaters Anyenangdu aufhält, und berichtet diesem in artikulierter, aber leiser Sprache3 von dem bevorstehenden Opfer, das er im Namen des Verstorbenen, der noch keinen Ahnenstatus hat, durchführen wird. Aus dem Ahnenraum holt er oder ein Gehilfe auch die für das Opfer notwendigen Geräte, z.B. das Opfermesser und die Kalebassenschale, in der später der rote Ton angerührt wird.

Opfer an den ältesten Ahnen vor dem Gehöft Anyenangdu Yeri (3)

3. Bei 11 der von mir selbst beobachteten 33 Pung Muning Opfer informierte Anamogsi seine männlichen Ahnen (VaVa, VaVaVa, VaVaVaVa, VaVaVaVaVa und VaVaVaVaVaVa), die in Form von großen zylindrischen Lehmschreinen (bogluta) auf dem Vorplatz (pielim) des Gehöftes verehrt werden, entweder nur in Verbindung mit der Libation von Hirsewasser (4 x) oder mit der zusätzlichen Opferung eines Huhns (3x) oder einer Ziege (1x) an einen bestimmten Ahnen. In einem weiteren Fall informierte er nur die Ahnen im Ahnenraum mündlich und durch kleine Geschenke (Kolanüsse und Tabak), die nicht als Opfer anzusehen sind. Auch durch Nachfragen ließ sich nicht einsichtig ermitteln, wann nach Anweisung eines Wahrsagers Ahneninformationen stattfinden müssen.

Die von außen kommende Donor-Gruppe hat angeblich immer schon vorher die Ahnen ihres eigenen Gehöftes, meistens wohl in Verbindung mit Hirsewasser-Libationen, informiert. Falls der Erdherr in eigener Angelegenheit opfert, so ist immer eine Ahneninformation notwendig. Diese kann jedoch lediglich darin bestehen, dass Anamogsi schon am Vortage ohne Opfergaben die Information ausspricht, wobei er seine Hand auf die runden, halb im Lehm versenkten Steine der Ahnenschreine legt.

Prozession zum tanggbain Pung Muning (4)

4. Die Gruppe zieht in einer Gänsemarsch-Prozession vom Gehöft zu dem etwa 500 Meter entfernten tanggbain Pung Muning. Die Reihenfolge der Personen ist eigentlich vorgeschrieben, wird aber nicht immer genau beachtet. Als erster geht der junge Opferer (nyiam-tieroa) mit einer Kalebasse Hirsemehl (zom), das erst später am tanggbain zu Hirsewasser (zu-nyiam) angemischt werden darf. Dem Jungen folgt der Erdherr Anamogsi als Offiziant des Opfers, als nächstes die Donor-Gruppe, die dem tanggbain opfern lässt. Den Schluss bilden - ohne besondere innere Reihenfolge - andere Gäste und die Kinderschar des Hauses. Falls auch Hirsebier (daam) geopfert werden soll, befindet sich eine Frau mit dem gefüllten keramischen Gefäß (z.B. liik oder samoaning) auf dem Kopf in dieser Schlussgruppe. Oftmals ist diese Frau die einzige weibliche Teilnehmerin. Ein Tragen des Hirsebiers durch einen Mann oder ein männliches Kind ist nicht erlaubt.

5. Ca. 20-30 m vor dem tanggbain machen die Opferer und Gäste ihren Oberkörper frei und lassen die Kleidung dort liegen. Bewohner des Gehöftes Anyenangdu Yeri, die nicht unmittelbar an der Opferhandlung beteiligt sind, und alle Kinder können ihre Oberbekleidung anbehalten. Anamogsi trägt bei Opfern immer eine lange Hose und darüber den für ihn durch Tradition vorgeschriebenen tangkalung-Fellschurz aus dem Fell einer kung-Antilope (Tragelaphus scriptus) oder eines weißen Rindes. Die Kleidervorschriften scheinen sich im Laufe der Zeit - wenigstens mir gegenüber - gelockert zu haben. Während ich 1981 noch meine Brille und Armbanduhr ablegen musste, wurde mir 2001 als Bewohner des Gehöftes Anyenangdu Yeri freigestellt, sogar meine Oberbekleidung anzubehalten, wenn ich nicht selbst Donor war. Anamogsi erklärte die Kleidertabus so, dass ein Bittsteller nicht seinen Reichtum zur Schau stellen darf, wenn er als bedürftig gelten will.

Am tanggbain Kunjiin in Wiaga-Longsa ist die Kleiderablagestätte gleichzeitig der Ort, an dem das Fleisch gegrillt wird und das sich anschließende Opfermahl aller Anwesenden stattfindet (Beobachtung 1989 und 2001). Die Kleidervorschriften scheinen bei anderen tanggbana strikter zu sein als bei Pung Muning. Bei einem Opfer (Beobachtung 2001) an das (teng-) tanggbain Pa-Siuk in Wiaga-Farinsa war der Offiziant völlig unbekleidet. Eine Frau der Donor-Gruppe durfte nur Blätterkleidung tragen. Auch bei Besuchen der Opferstätte ohne irgendwelche rituelle Handlungen mussten wir hier den Oberkörper entblößen und die Schuhe ausziehen. Ich stimme Schott zu, wenn er schreibt, dass früher wahrscheinlich für alle tanggbana ein vollkommene Nacktheit zumindest für die Hauptpersonen vorgeschrieben war (briefliche Mitteilung; s. auch 1970:26).

6. Loelik ngomsika (Räuspern, wörtlich: ‘Kratzen der Kehle’): Vor dem noch geschlossenen Opferkreis meldet der Opferer dem tanggbain die Ankunft einer

Opfersteinkreise (6-7): 1: innerer Kreis,

2: Opfersteine,

3. Eingangsstein, 4. äußerer Kreis

 Gruppe durch ein Räuspern oder durch ein „Hmmm” an. Nur viermal erlebte ich es, dass eine eintreffende Donor-Gruppe (es waren vor allem ältere Männer) vor dem äußeren Opferkreis stehen blieb und ihr „Ngaanga!” - „Ti paa” (wir sind angekommen) und/oder „Be kali!” (Gruß an Sitzende) rief, woraufhin der Erdherr (stellvertretend für das tanggbain?) sie mit einem „Cheena” (Kommt!) einließ.

7. Nansiung laka (‘Öffnen des Eingangs’): Die Opfersteine des tanggbain Pung Muning sind von zwei nicht-konzentrischen Steinkreisen umgeben, von denen der innere so etwas wie das Gehöft des tanggbain darstellt. Von diesem entfernt der Opferer (nyiam-tieroa), der ihn als einziger von allen Teilnehmern betreten darf, vorne einen ‘Verschlussstein’. Dann schlägt er mit der rechten Hand auf den größeren, senkrecht stehenden Opferstein, um den Geist „aufzuwecken”. Zwei kleinere Steine, die Opferstätten der Mutter und des Sohnes des tanggbain, bleiben unberührt.

8. Der Opferer mischt Hirsemehl mit Wasser zu zu-nyiam und verrührt rote Erde des tanggbain in einer anderen Kalebasse für den späteren Erdtrunk mit Wasser.

9. Gleichzeitig nehmen die Personen ihre Plätze ein: der Opferer im inneren Opferkreis, der Offiziant Anamogsi direkt am inneren Kreis und die Donor-Gruppe unmittelbar neben ihm. Am Rande des Opferplatzes, der eigentlichen Opfergruppe gegenüber, nehmen die Gäste Platz.

 Der Opferer entfernt

den Eingangsstein (7)

Die Opfersteine (7)

Anmischen des Hirsemehls mit

Wasser (8)

Eine Donorgruppe (9-12)

 

10. Puusika: gegenseitige Begrüßungen der Gäste und der Bewohner von Anyenangdu Yeri durch festgelegte Grußformeln, wie sie allgemein üblich sind. Da die Gäste bereits vor dem Gehöft in gleicher Weise begrüßt wurden, gilt dieses Ritual vielleicht eher dem tanggbain.

11. Anamogsi nennt die Namen des Donors und ganz allgemein den Grund (kiri) dieses Opfers.

12. Bomsika (Einladung): Die einzelnen Donor-Gäste laden zum Opfer ein und nennen in einer Rede die Gründe für das Zusammenkommen an dieser Stelle. Bei großen Opfern muss jeder Donor eine lange Rede halten; für eine junge (schüchterne) Frau kann dieses ihr Mann oder, falls sie doglie (maid servant, Verwandte einer eingeheirateten Frau) ist, ihre „Tante” tun4.

Verschließen eines Erdhorns (13)

13. Personen, die im Besitz eines mit Erde von Pung Muning gefüllten Horns (tanggbain bage) sind, das sie bei ihrer segrika (Schutzgeistverleihung, Namensgebung, siehe unten) oder auch zu einem späteren Zeitpunkt erhielten, legen dieses in den inneren Opferkreis, wenn eine Beopferung ihrer Hörner lange Zeit nicht stattgefunden hat oder der Wahrsager dieses angeordnet hat. Teilnehmer, die bei dem hier vorgesehenen Opfer erstmals ein tanggbain-Horn erhalten, legen ein leeres Horn in den Kreis (wenn sie es nicht schon vorher dem Opferer gegeben haben). Leere oder halbleere Hörner füllt der Opferer auf (Ritual: chobka, wörtlich: ‘vollstopfen’): Von einem eventuell noch vorhandenen Rest des alten Inhalts belässt er einen Teil im Horn (Idee der Kontinuität), dann fügt er einen kleinen Stein (tan-fiik) hinzu und verstopft den verbliebenen Hohlraum mit roter Pung-Muning-Erde, der er etwas von dem zu opfernden Hirsewasser beigefügt hat. Der Inhalt der Hörner kann später auch - nach einer Information des Erdherren - für das unten beschriebene teng-nyuka-Ritual in einem Gehöft benutzt werden.

Im Gehöft Anyenangdu Yeri besitzen fast alle eingeheirateten Frauen ein solches Horn von Pung Muning (Kröger 2001: 807). Mitunter tragen Personen ein Stück einer Baumwurzel vom tanggbain-Berg als tiim (Medizin, Amulett) um den Hals. Auch diese Wurzel erhält dann mit den Hörnern ihren Opferanteil.

14. Der (erste) Donor übergibt die Schale Hirsewasser an Anamogsi, der sie an den Opferer weiterreicht.

15. Erstes porungka-Gebet: Anamogsi spricht mit leiserer Stimme ein Gebet an das tanggbain, währenddessen der Opferer die Kalebasse mit Hirsewasser an den großen Opferstein hält. Ein solches Gebet kann etwa folgende Form haben:

Yaa, ka ngoa ma maari ate nuruwa ale ta dii jam kpieri fu la, wa nya wa wa-nalingsanga. Wa dan nya wa wa-nalingsanga, wa me dek le sab tanggbani de ta nying yogsa kama, a ma fu. Wadek ale seb wa le wa nye dii la.

Freie Übersetzung: Yaa [Einleitungswort], es [das tanggbain] möge das Opfer annehmen und helfen, sodass der Mann, der mir [Anamogsi] ein Problem gebracht hat, gute Dinge sehen möge. Wenn er seine guten Dinge sieht, wird er wissen, dass das tanggbain Gesundheit hat [verleiht] und ihm hilft. Er selbst [der Donor] wird dann wissen, was zu tun ist [z.B. ein Dankesopfer darzubringen].

16. Libation (kpiirika, wörtlich ‘das Schütten’): Der nyiam tieroa schüttet das angerührte Hirsewasser über die drei Opfersteine im Innenkreis. Während des Schüttens sagt der Offiziant: „Tuesi nyiamu” (‘Empfange das Wasser!’).

17. Zweites porungka-Gebet: Anamogsi spricht leise ein Gebet (Beginn: „Kpiaka le nna...”. ‘Dieses ist ein Huhn...’), während der Opferer den Hals des Huhns oder Hahns an den großen Stein hält.

18. Der nyiam-tieroa tötet das Huhn über dem Opferstein, lässt das Blut weitgehend auslaufen und klebt weiche Brustfedern an die drei Steine.

 

Der Opferer hält den Hahn an den

Opferstein (17)

   Der Opferer klebt

     Federn an die

    Opfersteine (18)

Tuesika: Das Huhn wurde

angenommen (19)

 

19.Tuesika (wörtlich ‘Annahme’) oder loka (‘Fallen’): Zur Durchführung des Hühnerorakels wirft der Opferer das Huhn vor den inneren Opferkreis. Flattert es längere Zeit auf und/oder bleibt auf dem Rücken liegen und/oder fäziert, so gilt das Opfer als angenommen. Stirbt es sofort, so wird ein zweites Huhn geopfert. Falls auch dieses vom tanggbain verweigert (zeri) wird, so muss ein Wahrsager aufgesucht und eventuell das ganze Opfer auf unbestimmte Zeiten verschoben werden. Ich selbst habe jedoch einen solchen Fall noch nie erlebt. Nach einem erfolgreichen Orakel, das die Anwesenden durch laute Rufe wie „Nyingyogsa!” (Gesundheit!), „Nipuuk!” (Dank!) oder „Wa tuesi kama!” (Er hat es angenommen!) kommentieren, kann der Opferer noch einmal Hühnerfedern mit Blut auf den großen Stein kleben.

Da die Tötung eines vierbeinigen Haustiers (dung: Ziege, Schaf, Rind) sich nicht mit einem Orakel verbindet, sind zusätzliche Huhnopfer immer notwendig, um sich die Annahme des Opfers bestätigen zu lassen. Perlhühner werden dem tanggbain nur selten geopfert, vielleicht auch deshalb, weil sie nicht für ein Hühnerorakel verwendet werden können.

20. Falls außer dem Huhn noch ein Säugetier (dung) geopfert wird, führt der Opferer das Tier in den inneren Opferkreis, tötet es aber dann außerhalb durch einen Halsschnitt. Das Blut fließt in einen keramischen bimbili- oder cheng-Topf, in den er vorher etwas Hirsewasser gegossen hat. Die Halsschlaufe des Seils, mit dem das Tier gehalten wurde, tränkt der Opferer mit Blut, und legt sie zusammen mit dem Schwanz und einem Stückchen der Tierkehle (tutok-liiruk) auf den großen Opferstein. Im inneren Steinkreis liegen noch mehrere blutverkrustete Seilstücke von früheren Tieropfern.

 

Halsschlaufen von geopferten Tieren (20)

  Grillen des Hühnerfleisches (22)

Opfer des gegrillten Fleisches (23)

21. Suurika (‘Waschen’) oder nina suurika (‘Waschen der Augen’): Der Opferer schüttet Hirsebier (daam) über den Opferstein, um die „vom Opferblut verklebten Augen des tanggbain zu reinigen”. Anschließend wird meistens schon der Großteil des Hirsebiers in einer kleinen Kalebassenschale an die Anwesenden verteilt (Ritual: daam-nyuka, d.h. ‘Trinken des Hirsebiers’). Falls reichlich Bier vorhanden ist, kann ein kleineres Gefäß gefüllt werden, um den Inhalt zu einem späteren Zeitpunkt - auch mit anderen Teilnehmern - im Gehöft Anyenangdu Yeri zu trinken. Den letzten Rest (da-kaling, wörtlich ‘Bier-Satz’) aus dem großen keramischen Transportgefäß schüttet der Opferer nach Abschluss aller rituellen Tätigkeiten über den großen Opferstein. Wurde lediglich ein Huhn geopfert, ist ein Hirsebieropfer nicht notwendig. Nach einem Ziegenopfer findet es gewöhnlich am gleichen Tag statt, bei Schafen und Kühen zu einem späteren Zeitpunkt.

22. Während die halbwüchsigen Jungen das Hühnerfleisch über einem offenen Feuer einige Meter neben der Opferstelle grillen (se), tritt eine rituelle Pause (gebrika, ‘Unterbrechung’) ein. Die Gruppe unterhält sich ungezwungen in informellen Gesprächen. Die Kleiderordnung ist gelockert: Strohhüte und Mützen dürfen aufgesetzt werden.

23. Opfer von Teilen der gegrillten Leber (pangi) und weichem Fleisch (lam) an das tanggbain: Falls mehrere Hühner und Perlhühner geopfert wurden, vollzieht sich die Auflage des Fleisches auf die Opfersteine genau in der gleichen Reihenfolge wie beim vorhergehenden Blutopfer. Säugetiere (dungsa, Pl. von dung) werden nie am tanggbain zubereitet. Wenn Pung Muning deren gekochtes Fleisch verlangt, so kann dieses nur in einem zeitlich getrennten zweiten Teil des Opferrituals, z.B. am Nachmittag desselben Tages, zusammen mit Hirsebrei (saab) und einer Sauce geopfert werden.

24. Exklusives Opfermahl (vgl. Nr. 28): Der Opferer, der Offiziant, der Donor und evtl. auch einige wichtige Gäste erhalten ein kleines Stückchen Fleisch oder einen Teil der nicht geopferten Hühnerleber zum sofortigen Verzehr.

25. (falls erforderlich) Teng nyuka (wörtlich ‘Trinken der Erde’): Hierunter versteht man das Trinken von in Wasser gelöster, roter tanggbain-Erde. Es findet besonders bei nicht geklärten Todesfällen im Gehöft, bei Verdächtigungen von Schadenzauber, Hexerei usw. statt. Immer ist mit dem Verzehr auch ein Ordal verbunden: Täter, die das tanggbain erzürnt haben und kein Geständnis ablegen, werden innerhalb weniger Tage nach dem Trunk sterben, vor allem dann, wenn eine Verwünschung (noai duenka) des Übeltäters vorausgegangen ist. Die Absicht des Rituals wird auch deutlich in den Worten, die der Offiziant an das tanggbain richtet. Sie können etwa folgenden Wortlaut haben:

Tanggbani zuk ate ti jam kali nna. Ka biem [sakpagni] ale bo tengka po. Ti bu jam ka tanggbani zuk ayen ti kaab a nyu tengka ate wai a la tom sakpagni la, tanggbani yieri wala basi. Di ko wai ala tom sakpagni tengka po la.

Zum tanggbain sind wir gekommen und sitzen hier (wörtlich ‘so’). Übel [Hexerei] herrscht im Lande [auf der Erde; gemeinst ist wohl: innerhalb des Ritualbezirks]. Wir kommen zum tanggbain, um zu opfern und Erde zu trinken, sodass denjenigen, der Hexerei ausübt, das tanggbain verfluchen [vernichten] möge [yieri, ‘entfernen’, basi, ‘verlassen’, yieri basi wird allgemein mit ‘verfluchen’ übersetzt]. Es möge denjenigen töten, der im Lande [s.o.] Hexerei ausübt.

Das Erdtrinken, bei dem der Trinkende entgegen allen Bräuchen die Kalebasse mit der linken Hand hält, findet in der Reihenfolge der Generationen-Seniorität statt, d.h. ein junger Mann einer älteren Generation trinkt vor einem alten Mann einer jüngeren Generation. Frauen trinken nach den Männern. Jeder Betroffene kann eine lange Rede (noa-wara, ‘Eidrede’) halten oder nur kurz sagen „Ich weiß nichts davon” (Mi ze ku po). Ein Schweigen würde den Tod zur Folge haben. Eventuell kann auch ein Schuldbekenntnis abgelegt werden: „Nuru miena a tom wa-bieta kama, alege mi kan ngma nye dila” (‘Alle Leute begehen Sünden, und ich will es nicht wieder tun’). Es besteht auch die Möglichkeit, bei schweren Fällen eine Kalebassenschale roter Erde in das eigene Gehöft mitzunehmen und das Erdordal dort durchzuführen, jedoch wird das teng-nyuka-Ritual meistens am tanggbain selbst durchgeführt.

In mehreren Sektionen Wiagas (Wabilinsa, Chantiinsa, Kpaandem, Chandonsa, Goldem, Bachinsa, in Badomsa nur in Sonderfällen) schüttet der Opferer auch etwas Blut des geopferten Tieres in die Erd-Wasser-Mischung, während in anderen Sektionen (z.B. Napulinsobsa, Zamsa, Kom) die Anwesenden nur klares Wasser ohne Erdbeimischung trinken. Nach Opfern an das Fels-tanggbain Baankpalik im Zentrum von Wiaga gibt man den der Hexerei verdächtigten Personen Regenwasser, das sich in einigen flachen Mulden der Felsplatte angesammelt hat5 .

Während der Gedanke eines ‘Gottesurteils’ beim Erd- und Wassertrinken wohl zentrale Bedeutung hat, gab Anamogsi mir für sein tanggbain eine weitere Erklärung. Nachdem die Menschen dem tanggbain ihre Gaben angeboten haben, revanchiert sich Pung Muning, indem er ihnen einen Teil seiner Erde zur Speise gibt6. Diese Aussage verträgt sich nur schlecht mit der häufig belegten Information, dass teng-nyuka ohne Verdachtsmomente nicht durchgeführt werden soll.

 

Exkurs: Erdtrinken (teng nyuka) im Gehöft (20.1.2006)

 

 

Schon einige Jahre vor dem Ordal gab es im Hause des Erdherrn tiefgreifende Probleme, verbunden mit Anschuldigungen der Hexerei. Sie führten zu Auszügen von 2 Familien und hatten auch (angeblich) zwei Todesfälle zur Folge. Im Januar 2006 forderte der Erd- und Gehöftsherr alle Hausbewohner zur Teilnahme am Ritual des Erdtrinkens auf. Es fand im Innenhof der ältesten Frau statt (dalong dabiak).

Alle Bewohner einschließlich aller Kinder waren erschienen. Es fehlten nur die Familien der beiden ausgezogenen Söhne, der hieraufhin der Gehöftherr nicht mehr als Mitglieder seiner Großfamilie betrachtete.

Kurz vor 7 Uhr holte Anamogsi die Erdschale aus dem Ahnenhaus und informierte seinen verstorbenen Vater (einem Schrein neben dem Ahnenhaus) über das bevorstehende Ritual. Dann hängte er sich drei Hörner um und hielt eine längere Rede vor allen Anwesenden. Später hat er mir eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Gedanken dieser Rede gegeben:

“Im Gehöft gibt es etwas Hässliches (buloarim) [gemeint sind die Hexerei und die Todesfälle]. Ich kenne den Grund für die Todesfälle nicht. Man sollte nicht spekulieren, sondern das teng-nyuka sollte Klarheit schaffen. Falls Gott den Tod gebracht hat [d.h. wenn keiner schuld an dem Tod der beiden Personen ist], wird jeder der Anwesenden seine Tage ausleben [d.h. nicht sterben]”.

Nach der Rede hängte sich Anamogsi drei Ahnenhörner um und ein Sohn opferte dem Schrein von Anamogsis Vater Hirsewasser, von dem nur der Gehöftherr als Offiziant und der Opferer tranken. Der Rest wurde in eine große Tonschale (kpalabik) geschüttet, der in der Mitte des Hofes stand. In Wasser aufgelöste Erde vom tanggbain Pung Muning wurde hinzugegeben. Mit einer Kalebasse schöpfte Anamogsi einen kleinen Teil der Flüssigkeit und trank sie. Dann folgten seine Söhne in der Reihenfolge ihres Alters. Als nächstes tranken die Frauen, die auch ihren Kindern zu trinken gaben, in beliebiger Reihenfolge. Ich selbst (F.K.) trank als letzter.

Während des rituellen Trinkens wurde Anyenangdu ein kleines braunes Huhn geopfert, dessen Sterbelage anzeigte, dass der Empfänger mit allem einverstanden war.

Mir ist nicht bekannt, dass das Erdtrinken irgendwelche böse Folgen für einen der Teilnehmer hatte.

Ein ähnliches Ritual wurde am 9. Januar 1997 von meinem Assistenten Yaw Akumasi an gleicher Stelle des Gehöfts beobachtet und dokumentiert. Der einzige große Unterschiede bestand darin, dass nicht in Wasser aufgelöste Erde von Pung Muning von den Anwesenden getrunken wurde, sondern Erde aus einem im Ahnenraum des Gehöftes aufbewahrten Noppentopfes, in dem eine weibliche Ahnin verehrt wird. Das Ritual wird daher auch ma-nyuka (Trinken der “Mutter”) varibasika (‘Erlösung’ - von der Hexerei) genannt. Auch hier ging es darum, Hexen/Hexer der Gehöftgemeinschaft als solche zu entlarven. Nach seiner Rede gab Anamogsi jedoch (anders als bei der teng-nyuka), den Schuldigen für etwa eine halbe Stunde Zeit, ihre Schuld zu gestehen. Auch hier konnte weder durch ein Bekenntnis noch durch die Folgen des Erdtrunkes eine bestimmte Person als Hexe/Hexer entlarvt werden.

Körperbemalung (26)

26. Lagsika (optativ): Die Angehörigen der Donor-Gruppe treten einzeln an den inneren Steinkreis und der Opferer bemalt (lagsi) ihre Körper mit roter tanggbain-Erde und zwar Stirn, Brust, beide Ellbogen, Rücken und Knie, mitunter auch die Fußrücken mit je einem Farbstrich oder Farbklecks.

Die Erdfarbe soll wenigstens bis zum abendlichen Bad am Körper bleiben. Segensreich für den Angemalten ist es, wenn er auch die folgende Nacht mit der Körperfarbe verbringt. In Wiaga-Longsa verbot mir der teng-nyono nach einer lagsika mit der schwarzen Erde des Fluss-tanggbain Kunjiin, die hier nur auf der Brust, dem Rücken und der Stirn aufgetragen wird, die Bemalung unter keinen Umständen in einem Fluss abzuwaschen.

Der rote Ton hat nicht nur eine Schutzfunktion, sondern verstärkt auch das Abhängigkeitsverhältnis der bemalten Person zum tanggbain, allerdings nicht in einem so starken Maße wie eine Hornverleihung oder gar eine segrika (s.u.). Bei einem Opfer erlebte ich es, dass ein junger Mann als einziger seiner (Donor-) Gruppe die Bemalung verweigerte, weil er befürchtete, so in besonderem Maße eventuellen Strafen des tanggbain ausgesetzt zu sein.

27. Fleischverteilung (lam charika, vgl. Nr. 24): Der größere Rest des gegrillten Hühnerfleisches wird unter alle Anwesenden einschließlich der Kinder und Gäste verteilt. Dieses Fleisch kann sofort gegessen oder für einen späteren Verzehr im Gehöft aufbewahrt werden.

Die Verteilung der nicht zubereiteten Körperteile eines geopferten Säugetiers ist komplex und von vielen Faktoren abhängig, z.B. von der patri- oder matrilinearen Beziehung der Donor-Gruppe oder der sonst nicht beteiligten Gäste zum Haus Anyenangdu Yeri und der Anzahl der an der Opferstätte anwesenden erwachsenen Personen. Nach Möglichkeit soll keiner ohne ein kleines Stückchen Fleisch nach Hause gehen. Nach theoretischen Vorgaben, die oft durchbrochen werden, sollte der Erdherr und Offiziant Anamogsi ein Hinterbein (nang), der Donor das andere Hinterbein zusammen mit anderen Innereien erhalten. Die Donor-Gruppe nimmt ihren Anteil im Tierbalg mit nach Hause. Die ko-bisa (wörtlich ‘Söhne des Vaters’), die hier aus den Nachkommen von Anamogsis VaVa in vier benachbarten Gehöften bestehen, haben Anspruch auf ein Vorderbein, das andere Vorderbein kann ein Gast (z.B. der Autor) oder Vertreter eines anderen Gehöftes erhalten. Wohl immer haben die Kinder Anspruch auf die Därme, die sie leicht angeröstet schon ausnahmsweise vor der Fleischopferung verzehren dürfen (zur weiteren Fleischverteilung im Gehöft siehe Nr. 33 und Kröger 1978: 74-77).

28. Jiam teka (wörtlich ‘Dank-Gebung’) oder bogluk kaabika jiam (wörtlich ‘Dank für das Schreinopfer’): Zuerst der Donor, dann auch eingeladene Gäste halten mehr oder weniger lange Dankesreden. Der Dank gilt dem tanggbain, nicht etwa den Opferern.

29. Freies Gespräch mit dem tanggbain: Jeder der Anwesenden kann dem tanggbain seine Anliegen vortragen, z.B. die Bitte um eine zweite Frau, um ein Auto, eine gute Ernte usw. Dieses kann mit oder ohne Versprechen (noa puulima) eines Opfertiers geschehen. Auch wenn kein Gelübde gemacht wird, muss dem tanggbain bei Erfüllung des Wunsches wenigstens Hirsewasser geopfert werden. Ernsthafte offizielle Wünsche und Versprechungen können auch vor der Danksagung geäußert werden.

30. Nansiung lika: Der Opferer verschließt (ligi) mit dem beim Eintritt beiseite gelegten Verschlussstein den Eingang des inneren Steinkreises.

31. Die Teilnehmer ziehen ab. Anamogsi verlässt immer als letzter den Opferplatz. Die Donor-Gruppe geht sofort nach Hause, oder sie trifft sich noch zu einem informellen Gespräch unter dem Schattendach (kusung) vor Anyenangdu Yeri.

32. Verlangt das tanggbain durch den zuvor besuchten Wahrsager das Opferfleisch nicht in gegrillter, sondern in gekochter Form, so werden die Opferhandlungen, zum Beispiel während der heißen Mittagszeit, unterbrochen. Vor allem wenn Anamogsi in einer eigenen Angelegenheit opfert, so bereitet seine erste Frau in dieser Zeit den Hirsebrei (saab), die Sauce (jenta) und das Huhn zu. Gäste können auch den fertigen Hirsebrei und die Sauce mitbringen. Kalte Speisen werden jedoch von den Bulsa (und den tanggbana?) wenig geschätzt.

Vor dem Opfer dieser zubereiteten Speisen schüttet der Opferer nur klares Wasser über die Opfersteine, “damit sich das tanggbain die Hände vor dem Essen waschen kann”, wie es bei den Bulsa allgemein üblich ist. Für die Opfersaucen sind nur folgende Zutaten erlaubt: ngmaana (Okra-Früchte), ngman-vaata (Okra-Blätter), sungkpaam (Erdnüsse) und ziim (Blut). Wird das Fleisch eines Säugetiers gekocht, so schüttet man das aufgefangene Blut in die Sauce. Die gesamte Opfergruppe, einschließlich der Gäste, erhält einen Teil der angerichteten Speisen.

33. Meistens am Abend des Opfertages findet im kpilima-dabiak (Ahnen-Innenhof) die Verteilung des Fleischanteils für Anyenangdu Yeri statt, ähnlich auch in dem Gehöft der Donor-Gruppe. Anamogsi gibt Stücke seines Anteils an seine elf Frauen, die diese wieder unter ihren Schwiegertöchtern aufteilen können. Der Fleischanteil eines Haushaltes kann so klein werden, dass er fast nur noch eine symbolische Bedeutung hat. Es ist den mitunter über 100 Fleischempfängern wohl bewusst, dass sie hierdurch indirekt am tanggbain-Opfer teilnehmen, denn die meisten der vor einigen Jahren in Anyenangdu Yeri zum Christentum übergetretenen Hausbewohner verweigern aus religiösen Gründen ihren Anteil.

34. Jianta (wörtlich ‘Müdigkeit, Erschöpfung’): Nur nach bedeutenden und umfangreichen Opfern stattet der Donor dem Gehöft Anyenangdu Yeri am folgenden Tag einen kurzen Höflichkeitsbesuch ab, um sich nach der „Müdigkeit” der Opferer zu erkundigen. Man fragt etwa, ob alle Personen die Erschöpfung (jianta) durch die Opferarbeiten gut überstanden haben.

 

Fortsetzung: Statistische Auswertung...

 


Endnoten


1Am ausführlichsten beschreibt wohl Mangin (1914/15: 200f.) für die Mossi des heutigen Burkina Faso eine Opferhandlung allgemein, wie sie nach seinen Angaben auch bei Opfern an tangandé (Erde, Erdheiligtum) abläuft.


2bogluk, ‘Schrein’, ‘Altar’; das Verb porung oder poring kommt nach Yaw Williams nur in der Bedeutung ‘Gebete bei einem Opfer sprechen’ vor.


3Ein Stillgebet an Ahnen oder andere übernatürliche Mächte gibt es bei den Bulsa nicht.


4Zum doglientiri-Verhältnis s. Meier 1993.


5Die ersten katholischen Missionare bauten ihre Station und Kirche in unmittelbarer Nähe dieses tanggbain, setzten eine Stahlkonstruktion mit ihrer Kirchenglocke auf den Felsen und schmierten die genannten Mulden mit einem Zementputz zu. Trotzdem wird heute noch ohne Einschränkung, aber meistens nachts, dem Baankpalik-tanggbain geopfert.


6Rote Lateriterde und Töpferton werden auch ohne jede religiöse Assoziation gegessen. In neuerer Zeit verbieten jedoch einige Eltern ihren Kindern aus hygienischen Gründen (Konstipationsgefahr) den Verzehr.