3.3 DIE ZWEITE TOTENFEIER: JUKA oder NGOMSIKA

 

Juka = Verbrennen (der Köcher usw.); ngomsika (M) = Kratzen; Marg.: erst durch ngomsika wird man Ahne; für letztgeborene(n) Sohn oder Tochter wird ngomsika nicht ausgeführt, aber er (sie) wird doch Ahne

 

Abkürzungen:

Mu = Juka Funeral in Wiaga-Mutuensa für einen verstorbenen Wahrsager: 24.-27.4.1989; Teilnahme: 24.4. (cheesika/bogsika), 27.4. (lokta juka dai)

CA: Juka in Chief́s House für den verstorbenen chief Asiuk: 6.7. - 12.7. 1994; Teilnahme: 9.7. (siira manika dai), am 10.7. (lokta juka dai) fotografiert Danlardy in meinem Auftrag Riten und sammelt Informationen

Chiok: senlengsa dai in Wiaga Chiok, Mai 1990; Fotos und Informationen durch Danlardy und Adama

Dan: Information durch Danlardy Leander

fn: Feldnotiz des Autors (mit Jahreszahl und Karteinummer)

F.K.: Franz Kröger (Autor)

 

Vortag: Cheesika oder (Lehnwort) Bogsika

Mu (24.4.89): gleichzeitig oder überschneidend mit Aktionen im Trauerhaus: eine Gruppe aus dem Trauerhaus sammelt Nahrungsmittel (Mu:) in der Sektion der Mutter des Verstorbenen; begleitet von der Imitatorin und einem Mann, der den Bogen und Köcher mit Pfeilen des Toten trägt (Foto); ein busik-Korb wird mit (Kolben-) Hirse gefüllt; außerdem werden Hühner geschenkt (Mutuensa in Wiaga Chiok);

Inf. Yaw: Gesammelt werden z.B. Hirse oder gekeimte Hirse (für kpaam ngabika des folgenden Tages); nur Frauen geben direkt Spenden; ein Mann kann etwas durch seine Frau geben lassen

 

1. Tag: Kpaama ngabika dai

Braubeginn für Pito, der am letzten Tag getrunken wird; nicht viele Leute anwesend;

gekeimte Hirsekörner gemahlen und Pito-Herstellung begonnen (Mu, CA, Dan);

 

2. Tag: Nyaata soka dai: Bad der Witwen

(1-6: CA +Mu)

1. Nachmittags werden Gäste begrüßt und Reden gehalten

2. Nachmittags kommt ein Haarschneider in das Gehöft; er schert die Köpfe der Witwen kahl

3. Abends wird am tampoi Wasser in samoansa-Töpfen gekocht; auch 1 liik (für kaltes Wasser?), chengsa und kpalabsa gebraucht.

4. Die Körper der Witwen werden von der jom-suiroa-Frau dick mit Schibutter eingerieben (Schutz vor dem heißen Wasser); wenn eine Witwe Verbrennungen bekommt, bedeutet das, dass sie ihrem verstorbenem Gatten nicht treu war.

5. Die Witwen werden nacheinander nach dem Alter mit heißem Wasser übergossen: zuerst der Kopf, dann der Körper; zuschauende Frauen: Ululation (weeling)

6. Die Witwen werden in ihre Wohnquartiere geführt.

7. biisa lika (Schließen der weiblichen Brüste), Inf. Anyiini (unverheiratete Frau aus Anyenangdu Yeri) 1997:

Falls eine ältere verheiratete Frau verstorben ist, bringen ihre Töchter im gebärfähigen Alter einen samoaning zum Trauerhaus; falls Tochter verstorben oder Verstorbene in Menopause, bringen deren gebärfähigen Töchter zusammen einen samoaning; bei Auslassung dieses Rituals würde die Milch ihrer Brüste “auslaufen” (biisa lika, wörtl. ‘Schließen der Milch’) oder die Brüste mit Beulen besetzt werden.

8. Inf. Anyini: Am 2. Tag der juka: viele Teilnehmer legen einen poali-Lederarmrings mit Medizine an. Einige betrachten es als juju, andere “just for fun”. Dieser Brauch im ganzen Bulsaland.

Nach einigen Informationen kann die Gattenwahl der Witwen auch gleich nach dem Bad stattfinden.

 

3. Tag: Siira manika dai (Tag der Hirsebreizubereitung) oder lok tuilika dai oder lokta juka dai (Tag des Verbrennens der Köcher) oder puuta-dai (Tag der puuk-Töpfe)

 

1. (CA) gegen 4 Uhr nachts wird der Köcher Asiuks aus dem Raum seiner Mutter in den dabiak gebracht, darüber wird zuerst ein Huhn, dann ein Schaf getötet

(Mu: gegen 4 Uhr werden ca 40 Hühner und 2 Schafe über Bogen, Köcher und Pfeile des Toten getötet; den Hühnern werden die Köpfe ganz abgeschnitten.

 

2. (CA) Das tote Schaf wird über die Außenmauer geworfen.

 

3. (CA) Der Köcher wird von 2 Totengräbern, wie eine Matte getragen, zum Flachdach im Innenhof gebracht und dort aufgehängt.

 

4. (CA) die Totengräber gehen hinaus und zerteilen das Schaf; es ist für sie selbst bestimmt, aber alle können davon essen;

 

5. (CA + Mu): Noch im Dunkeln des Vortages beginnen die Witwen, andere Frauen des Hauses und auch Nachbarinnen (Mu) mit der Bereitung der Hirsespeisen usw., die Speisen werden in einer Prozession ins Trauerhaus gebracht.

(CA) über 20 Schalen mit Hirsebrei (z.gr.T. in chari) und über 15 Kalebassen mit Huhn- oder Perlhuhnfleisch und Fisch; auf dem Hirsebrei liegen z.T. kamsa-Kuchen; Yams muss immer unter den Speisen sein, es darf aber nur von nahen Verwandten (Töchtern oder Witwen des Verstorbenen) zubereitet werden; alles wird in das Quartier der Häuptlingsmutter gebracht und in den Zimmereingang gestellt.

(Mu) hinter dem bui im Viehhof stehen etwa 20 chengsa oder kpalabsa mit weißem oder rötlichen Hirsebrei; darunter ca. 20 chengsa mit Sauce (Foto); daneben etwa 8 Kalebassen mit Fisch, Yams, bumbota, koosi und Rundbohnen; alles wird später auf den Hirsebrei gelegt.

 

6. (Mu) kpagluk: Hühner, die von eintreffenden Gästen als Geschenke mitgebracht werden, wenn sie für den verstorbenen Mann sind, sofort am linken Gehöfteingang getötet. Wenn sie für die verstorbene Frau sind, hinter dem Haus; Federn werden an die Wand geklebt; Hühner sofort über dem Feuer geröstet

 

7. (Mu) gegen 8 Uhr morgens: ein Fellbeutel (bunlok) wird geöffnet, in den man am Vortage Hirsekörner und flüssiges Schiöl gegossen hatte; wenn das Öl hart geworden ist, ist es ein schlechtes Zeichen, z.B.: man hat einen Fehler bei der Totenfeier gemacht oder einer wird bald sterben;

 

8. (Mu) Verteilung des zubereiteten Essens (Hirsebrei...): es ist für Besucher aus anderen Sektionen; aus der eigenen Sektion dürfen nur Halb- und Vollwaisen davon essen; es werden Namen (Sektionen) hintereinander aufgerufen und der Aufgerufene kann sich ein Gedeck aussuchen, nur eine schwarze Kalebasse ist für Opfer an Bogen und Köcher und für die Elders reserviert; einige "unverschämte" Gäste nehmen sich neben ihrem Gedeck noch den Fisch oder das Fleisch von einem anderen Gedeck; sie können getadelt werden, aber man darf sie nicht hindern;

Dan 17.4.96: auch kamsa-Bohnenkuchen werden an Verwandte und Freunde verteilt.

 

9. (CA) Der Köcher wird vom Dach geholt und in ein Zimmer gebracht. Die Totengräber, die später den Köcher verbrennen, diskutieren in dem Zimmer; nur Vollwaisen dürfen den Raum betreten (Danlardy nicht, da seine Mutter noch lebt; ich hätte ihn betreten dürfen).

Dan 18.3.96: An dem Köcher befinden sich Äste des dambuuring-Baumes (Gardenia erubescens?); F.K.: ebenso in Mutuensa; das Holz wird als Brennholz zum Verbrennen der Waffen gebraucht.

 

10. (CA) auf dem Flachdach spielen 3 ginggaung-Trommler, 1 namuning (Horntrompete), 1 sinleng (Doppelglocke), 1 wiik (Flöte).

 

11. (CA): Asiuks Köcher wird aus dem Zimmer von 2 Männern wie eine Totenmatte getragen und vor das Gehöft gebracht; die Frauen weinen, denn dieses ist der letzte Abschied von dem Toten;

(Mu) etwa 10 Köcher mit Pfeilen und 10 Bögen werden von 2 Totengräbern wie eine Bahre herausgetragen; sie sind mit einer hellen kazagsa-Faser umwickelt. Die weinenden Frauen folgen (Foto).

 

12. (CA) Der Köcher wird beim bui des Häuptlings (Viehhof) mit der Axt (liak) in kleine Stücke zerhackt und dann verbrannt

(Mu) Köcher und Bögen werden hinter den tampoi getragen; kazagsa-Schnur gelöst, die Köcher werden mit der Rückseite eines "Hackenbeils" zerschlagen, die Bögen werden mit der Beilklinge auf einer Holzunterlage halbiert (Foto); alle Teile werden restlos verbrannt (Foto).

Inf. Ayomo Ayuali (fn 1994,50): sein Großvater hatte 2 Köcher; der beim juka-funeral verbrannte Köcher wurde außer bei Kriegstänzen nie gebraucht; er wurde schon für sein späteres funeral hergestellt; der zweite Köcher wird heute noch von Ayomo bei Kriegstänzen benutzt; der Bogen von Ayomos VaVa ist nicht im Gehöft, nur der des Vaters (Gründe?)

Dan 17.4.96: auch Anyenangdu hatte 2 Köcher, nur einer wird verbrannt;

Blanc, S. 4: lokta juka

F.K. (verschiedene Informationen): Mit dem Verbrennen der Waffen zieht die Seele der Toten in ein fest lokalisiertes Totenreich (für die Atuga-bisa, den größten Teil der Bulsa, liegt es in der Nähe von Chana).

 

13. (Mu) gleichzeitig mit der Zerstörung von Bogen und Köcher bringen Frauen (hinter den arbeitenden Männern) einen bimbili-Topf und eine (zwei?) Kalebasse(n); alles wird auf dem Boden zerschlagen; dies geschieht für die Frauen, die als "daughters of the house" nicht in einem fremden Gehöft starben.

Dan 1999: Es werden nur die Keramiktöpfe und Kalebassen von verheirateten Töchtern zerstört

Blanc S. 4: puuta juka (??): Aufstellung von 17 Objekten, die zerstört werden (können)

 

14.(CA) schon während des Heraustragens der Köcher aus dem Gehöft tanzen junge Männer in Alltagskleidung einen Kriegstanz mit einfachen Stöcken (s.o.); nach dem Heraustragen erstürmen alle 3x den tampoi

(Mu) noch vor Abschluss der Zerstörungsarbeiten läuft ein ca. 15jähriger Junge mit einem zangi-Gabelpfosten um das Gehöft; ihm folgen Jungen und Mädchen im wilden Geschrei; sie tragen Stöcke, zanga, dalta (?), dann wird der tampoi mehrmals "erstürmt"; auch Mädchen formieren sich in Kriegstanzgruppen

 

15. (Mu) man holt mich in das Haus; im dalong brennt noch ein kleines Feuer; es werden dort die losen Mattenhalme verbrannt, die schon am ganzen Morgen lose im Innenhof neben dem Grab des Toten lagen (Foto).

 

16. (CA) Vor dem Gehöft stehen mehrere Schlafmatten, sie werden später unten den Töchtern des Hauses nach dem Senioritätsprinzip aufgeteilt;

Dan 5.9.96: bei dem Funeral von Männern oder Frauen: Ehefrauen der Söhne des/der Verstorbenen bringen eine Matte; falls sie es nicht können: 1 Kalebasse, die am bui abgelegt wird; Matten werden später an che-lieba (Frauen, die Aktivitäten verrichten) verteilt; wenn Matten übrig sind: an direkte Tochter des/der Toten

 

17. (Mu) gegen 11 Uhr: am Hauptweg, der nach Yisobsa, Chiok und Badomsa führt, finden die Zerstörungsrituale für die Frauen statt, die in einem fremden Haus als Ehefrauen gestorben sind (2 Fotos); drei Frauen (aus Yisobsa, Chiok und Badomsa) bringen zwei mit weißen kazagsa-Fasern verschnürte Doppelkalebassen (Basis und Deckel) für die verstorbene Frau aus Yisobsa; die Verschnürung wird gelöst; vor dem Öffnen wird 4x an die oberer Kalebasse geklopft; darin: je 1 kpaam-kabook (Schibuttertopf) mit viereckigem Deckel; die unteren Kalebassen werden (z.T. mit den Füßen) am Wege zerbrochen; die Deckel mit den Tontöpfen werden wieder in das Gehöft gebracht;

11.35 Uhr: dieselben Frauen zerstören die Gefäße für die verstorbene Frau aus Atana Yeri (Chiok) etwas hinter der ersten Zerstörungsstelle; nur ein kpaam-kabook; darin: getrocknetes Hühnerfleisch, getrockneter Fisch u.a.; der leere Tontopf wird aus ca. 1/2 m Höhe mit Schwung auf die Erde geworfen und zerbricht; die heile kleinere Kalebasse mit den Nahrungsmitteln wird zurück ins Haus getragen;

12.00 Uhr: Ritual für die Frau aus Badomsa: nur 1 Tontopf; vor dem Öffnen zweimal 4x an die Kalebasse geklopft; kein Inhalt im Tontopf; diesmal auf den Boden geschlagen; die größere Kalebasse wird von einer Frau auf den Boden gestoßen, wobei ein Stück herausbricht; um 12.20 Uhr Ritual beendet;

Inf. Agoabe (Anamogsis Sohn) zur juka in Anyenangdu Yeri: Zerstörungen am 7. Tag (Zählung wohl einschließlich der Ruhetage); Esi und Achiilie (eingeheiratete Ehefrauen) zerbrachen die Kalebassen und Töpfe der toten Frauen; die Gefäße waren zu Lebzeiten von diesen gebraucht worden; einige der Gefäße waren ihnen von Schwiegertöchtern gegeben worden.

Inf. Margaret (Gbedema): Töpfe werden auf dem Fußpfad zum Elternhaus der verstorbenen Frau zerbrochen; es sind keine typischen Kochtöpfe

Inf. Baba (Sandema-Kobdem, fn 1984,27a): an der Hinterseite von Awaribe Yeri (Regengott-Haus, Kobdem) stehen 2x5 Tontöpfe gestapelt; für beide in der Reihenfolge von unten nach oben: samoaning - bimbili - kpalabik - kaam-soluk - cheng; vom linken Stapel sind die beiden oberen Töpfe herabgefallen, aber keiner darf die Töpfe berühren außer Totengräber (vayiak) oder ein Witwer, wenn das Funeral seiner Frau schon abgehalten wurde; die Töpfe gehören Atinpilie (Frau meines watchman; ihr funeral wurde von dem nah verwandten Nachbarhaus geholt); die zweite Frau ist Apoaliba, die Mutter des yeri nyono; nur sie hatte in dem dok gewohnt, an dessen Außenmauer die Töpfe stehen; die Töpfe sind nur ein Teil des Hausrates der Frauen, die anderen Töpfe werden weiter im Haus benutzt; auch Kalebassen werden am Wege zerstört: mit Händen oder Füßen

in letzten Teil des juka-funerals, im puuk-Ritual werden Töpfe von vier Frauen gehalten und zu dem Weg gebracht, der zum Elternhaus der Frau führt (hier Kandem und Wiaga); sie lassen (jeweils einen?) Topf zur gleichen Zeit los; wenn er auf dem Weg nicht zerbricht, ist es ein schlechtes Zeichen: es wurde etwas falsch gemacht; die Tote ist verärgert, dass man etwas vergessen hat; die Scherben werden beiseite geschoben, sie haben keine Bedeutung mehr; nach dem puuk folgt nur noch der sanlaasa Tanz, dann ist das funeral beendet;

Inf. Atoaling Anueka (fn 1984,0b): in Anueka-Yeri (Sandema-Yongsa) stehen 3 samoaning Töpfe einer verstorbenen Frau im Viehhof an der Außenmauer; sie sollten eigentlich außerhalb des Gehöfts an der Außenmauer stehen, aber diese ist eingebrochen; die Töpfe werden beim (juka) funeral der Frau zerstört; anders als in Kobdem besteht kein Berührverbot;

 

18. Inf. Margaret (Gbedema): auf den Topfscherben wird getanzt, aber nur von Personen der eigenen Sektion; beim Topftanz ist auch imitierende Frau anwesend;

 

19. (Mu) 11.30 Uhr: etwas abseits vom Wege: eine Frau reibt auf einem Schibutter-Reibstein einen weichen hellen Stein zu einem feinen Pulver;

 

20. (Mu): 12.20 Uhr: im "Chiok-Innenhof": 1 Grab ist schon ganz verputzt und trocknet inzwischen; das andere ist verputzt und eine Frau bemalt es mit daluk (Foto);

Eigene Beobachtungen (F.K.): Gräber in Innenhöfen werden gewöhnlich regelmäßig, in neuerer Zeit mit Zement von Frauen verputzt. Mitunter tragen sie auch (eingeritzt) den Namen des Toten: so z.B. in Anyenangdu Yeri; im Sandemnaabs Compound (Sandema) tragen die Gräber der paramount chiefs ihre Namen.

 

21. (Mu + CA) Nachmittags spielen Unterhaltung durch Musik und Tänze eine größere Rolle;

 

22. (CA) 16.00 Uhr: Asiuk wird von einer Frau in einem langen weißen Gewand (Foto) imitiert, darunter viele Amulette und Zaubermittel; sie trägt Asiuks echte Sonnenbrille und seinen Stock; sie darf, so lange sie die Zaubermittel trägt, kein Wort sprechen; sie spielt den leicht Betrunkenen (Asiuk trank bei Festen viel) und den Störrischen (Asiuk wollte manchmal ein Haus nicht betreten); sie wird stets begleitet von einer Frau im blauen smock mit blauer Mütze; es ist der ngaang-viroa, der den Häuptling immer begleitet; auch er ist verstorben, aber sein funeral wird hier nicht mitabgehalten;

 

23. (CA) ein Zug zieht zum Markt: vorne 2 Sanduhrtrommeln, 2 Kalebassentrommeln und 3 Flöten; hinten 4 Zylindertrommeln und 6 namuning-Hörner; zwei Witwen (Häuptlings), die Imitatorin, der Wiaga Chief von Accra und zahlreiche Kinder ziehen mit (Foto); auf dem Markt dürfen sie ungestraft die Stände mit essbaren Sachen plündern; einige Verkäufer haben alle Waren mit blauen Plastikplanen verdeckt (Foto); eine Gemischtwaren Verkäuferin zeigt ihre Waren unverdeckt, aber sie zeigt mir einen dicken Stock; unter dem Nimtree wird getanzt; zum Tanz nur Zylindertrommeln mit Hörnern (s.o.); auf dem Rückweg zum Gehöft z.T. andere Hornbläser; bei Ermüdung kann ausgewechselt werden; Beginn: zuerst Schläge der Sanduhrtrommel, dann Kalebassentrommel, dann Zusammenspiel; in kusung werden Reden gehalten

Im Inneren des Gehöfts stehen Hirsegerichte noch im Quartier Agoldems; in fast allen Innenhöfen stehen Hirsebreigerichte: sie sind aus anderen Gehöften gebracht worden; viele Leute kommen noch mit Geschenken (z.B. Hühner, Perlhühner); alles muss Agoldem (Bruder Asiuks) gegeben werden; auch eine Abordnung des Sandemnaab ist dort;

 

24. (CA) 18.00 Uhr : die Imitatorin (Akantoganyas Gattin; Schwiegertochter des Toten) hat inneres Gewand ausgezogen; sie darf nun sprechen;

 

25. (CA) Wiederverheiratung der Witwen: alle Witwen versammeln sich im Raum der Häuptlingsmutter; sie werden nacheinander gefragt, wen sie heiraten wollen;

5 von ihnen heiraten das Grab des Häuptlings (ba yali naawa boosuku), d.h. sie leben weiter als Ehefrauen des Häuptlings; später können sie trotzdem einen Mann heiraten, ihre Kinder gehören dann auch dem neuen Gatten;

Anoalisikame (jüngste Witwe) heiratet den verstorbenen Albert Agoldem (dessen funeral noch nicht abgehalten)

Akanngarayuk (zweitjüngste Witwe) heiratet Owen Agoldem

Asebalanye (Clement́s Mutter, drittjüngste Witwe) heiratet Peter Anang (kath. Priester)

Bis zur Bekanntgabe ihrer Heiratsentscheidungen mussten Witwen Blätter tragen; danach können sie Stoffkleidung tragen;

(Mu) abends: Verheiratung der Witwen; die Witwen in Blätterkleidung; eigentlich dürfen sie mit keinem Mann sprechen oder von keinem Mann berührt werden; dies gilt als Zustimmung zur Heirat; aber: ich hatte mich bei einer Witwe für das Mittagessen mit Handschlag bedankt (kein Aufsehen); wenn sie zum 1. Mal zur Wahl aufgefordert werden, antworten sie: "Nyiam diem tuila kama!" (Das Wasser ist noch nicht heiß; d.h. man möchte noch etwas warten); dann wählen sie einen Mann; der erwählte Mann gibt ihr ein Perlhuhn oder Geld; zwei (klassifikatorische) Schwestern (aus dem gleichen Gehöft) können (müssen?) denselben Mann heiraten; zwei in der Geburtenreihenfolge aufeinander folgende Schwestern (derselben Mutter?) dürfen dieses allerdings nicht;

Inf. Yaw 2002 und Dan 2004: eine junge Witwe könnte einige Zeit nach dem Tode ihres Mannes sich schon mit einem neuen Partner verbinden, “da man ihr nicht zumuten kann oft mehrere Jahre bis zur juka zu warten”; bei der juka wird sie dann diesen Partner als den gewählten Gatten angeben. Witwen, die schon vor der juka ein Kind von einem anderen Mann geboren haben, werden zukuusa genannt (Yaw); wenn solche Witwen einen Kranken besuchen, wird er geheilt; bei der juka wählen sie dann ihren neuen Partner als Mann.

Inf. Agoabe (Sohn Anamogsis; Email 12.3.09): Wahl der Witwen Akp’s wird mit dem Bad der Witwen am tampoi verbunden; vor dem Bad: gaasika; Leitung der Rituale hatte Afulang aus Atuiri Yeri (Nachbar) und Akansagba aus Adum Yeri (Badomsa); während der Wahl saßen die Männer im kusung; Witwe nennt Namen des Mannes, mit dem sie baden will; eine Witwe wählt den älteren Bruder ihres Mannes; als dieser nach einigen Jahren auch stirbt, darf sie nicht wieder einen Mann aus dem gleichen Gehöft heiraten

 

4. Tag: Senlengsa dai (Doppelglocken-Tag) oder daata nyuka dai (Tag des Pito-Trinkens)

am letzten Tag der juka; der Tag ist reich an Menschenansammlungen, Tänzen und Musik, aber arm an Ritualen.

 

1. Der seit dem ersten Tag gebraute Pito ist nun ausgegoren und wird serviert.

 

2. (CA) 12.7.94 (Montag): z.Z. des Höhepunktes ziehen die Töchter des verstorbenen Häuptlings zum Markt, um anzuzeigen, dass funeral erfolgreich abgehalten wurde; vorher wurde der ganze Markt von aggressiven Bienenvölkern leergefegt; Deutung: Asiuk wollte den Markt für sich alleine haben; der Markt wird an der Kreuzung (Goansa) abgehalten, Tänze vor Dans Haus; Dan spendiert 1 Flasche Akpeteshi und 1 Kalebasse Hirsewasser;

 

3. Inf. Dan (fn 1994,60b): am letzten Tag der juka werden kamsa-Kuchen an die Hauswand geschmiert;

 

4. Inf. Adama via Danlardy: Bemerkungen zum senlengsa-Tanz (fiel bei Asiuks funeral aus, da dieser Tanz nur für weibliche Tote): Ritual wahrscheinlich im ganzen Bulsaland; von Dan Belege für: Chiok, Guuta, Yimonsa, Longsa, Wabilinsa, Kori, Kom, Siniensi, Fumbisi, Sandema, Wiesi, Kanjaga, Doninga, Chuchuliga;

Inf. Dan und Adama: (Chiok, s. Foto): Adamas Schwester gibt ihm (Adama) eine Kalebassenscherbe; es ist eine Scherbe von den zerstörten Kalebassen der Toten; Adama legt sie beim Tanz auf den Kopf; der Tanz drückt die Freude darüber aus "dass die Toten vertrieben wurden" (Foto); als Musikinstrumente werden gespielt: ginggana (Zylindertrommeln), namunsa (Horntrompeten), gori (Kalebassentrommel), gunggong (Sanduhrtrommel), wiisa (Flöten); in Chiok hat man gerade kein senleng (sinleng, Doppelglocke) zur Hand, daher nimmt man eine Glasflasche und schlägt mit einem Stock dagegen;

Blanc, S. 12: senlengsa gokta

 

5) Miisa folika (fn 1994,80) : Entfernen der Witwenschnüre: ausgeführt von der (weiblichen) jom-suiroa (su: to put on, anlegen), die sogleich nach dem Tod des Mannes (Gatten) bestimmt wurde und seitdem viele Aufgaben zu erfüllen hatte (z.B. gleich nach Tod: jom-sugka: Anlegen der Schnüre, Schnüre werden nicht immer getragen, sondern, z.B. von Dans Müttern, in ihren Schlafzimmern unter Deckenbalken usw. aufbewahrt; jom-suiroa badet die Witwen s.o.; fn 1994,82); Ritual miisa folika ohne Opfer und ohne Tabus; jom-suiroa zerschneidet die Schnüre; nach miisa folika können Witwen heiraten (Ehe mit dem gewählten Gatten ausüben?);

Dan: Halsschnüre muss 1 Knoten haben; die andere Knoten zur Anpassung; 5.9.96: am senlegsa dai zieht man zum Guuk (bei juka von bedeutenden Männern).

 

Koalin teka (to pack and give)

nach Abschluss der juka werden Hinterlassenschaften des/der Toten zusammengestellt und an Erben verteilt.

Eine genaue Beschreibung der Erbschaftsregeln soll später auf dieser Internetseite veröffentlicht werden.